Ich habe lange nachgedacht was ich zu dieser Überschrift schreiben soll.
So eine richtige einheitliche Definition habe ich nicht finden können. Ich finde es auch ehrlich gesagt gar nicht so einfach, dies in drei Sätzen auszudrücken, je mehr ich darüber nachdenke. –Es ist so viel einfacher zu erklären was Spiritualität nicht (für mich) ist.
Äußerlichkeiten
Viele verbinden mit dem Wort Räucherstäbchen, irgendwelchen Klangklimbim und ganz platt und klischeehaft ausgedrückt die einschlägigen „mit esotherischen Zeichen bedruckte JuteturnbeutelträgerInnen“ – das hat bedingt mit Spiritualität zu tun und sind eigentlich nur Äußerlichkeiten.
Zu den Äußerlichkeiten gehört auch spirituelle Kleidung. In unserer westlich, christlich geprägten Welt kennen wir den „Habit“, also die „Nonnen- oder Mönchskutte“, die die Ordenszugehörigkeit Ihrer TrägerInnen zum Ausdruck bringt.
In unseren Breiten finden wir viele weitere Beispiele für spirituelle Kleidung z.B. bei den muslimischen Frauen den Hidschab, Tschador, Niqab aus dem muslimischen Raum. Das Tichel, der Schtreimel oder die Kippa fallen genau so unter spirituelle Kleidung, wie der Turban bei den Kundalini-Yogis der der Tradition des Sikhismus entstammt. Es lohnt sich immer mit den Menschen ins Gespräch zu gehen und sich mit deren Kleidungsbräuchen und deren Hintergründen schlau zu machen um mehr zu verstehen. Wir wären alle ein wenig respektvoller im Umgang mit ungewohnten Äußerlichkeiten, wenn wir wüssten warum, und was die TrägerInnen damit verbinden…
„Werdet wie die Kinder“
Wenn ich meine Kinder anschaue kann ich sagen dass Kinder eine sehr natürliche Spiritualität einfach leben. Ein sehr berühmter weiser Mann sagte mal „Werdet wie die Kinder“ – nicht ohne Grund… wir sollten uns hier immer wieder erlauben uns etwas abzuschauen!
Bei meiner Tochter, die ihre Kindheit gerade so hinter sich gelassen hat, stoße ich aktuell eher auf Ablehnung mit diesem Thema. Wahrscheinlich wäre die Erklärung hierfür, dass sie in der Adoleszenzphase dabei ist, das Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten zu finden und zu festigen. Das ist in sich gesehen ein sehr spiritueller Prozess und für langes Nachdenken und große Reden ist da nicht viel Raum. Das ist für viele Erwachsene im fortgeschrittenen Alter oft nicht einfach.
Religion vs. Spiritualität
Religiöse Menschen sind oft spirituell. Was nicht heißt, dass man eine Religion benötigt um die spirituelle Seite zu leben. Es gibt viele Menschen deren Religionsauübung eher traditionellen Charakter hat, als spirituellen Hintergrund. Trotzdem sind wir im Grunde ALLE spirituelle Wesen, ob wir das bewusst leben oder ausblenden. Irgendwann kommt für jeden Menschen wohl der Punkt, wo er nach dem WARUM fragt. Und zack. wird es spirituell – So kann auch ein Nihilist tatsächlich spirituell sein.
Mein eigener Ansatz und Weg
Meine eigene Definition von Spiritualität ist darin begründet ein wenig hinter den Schleier unserer sogenannten „Realität“ zu schauen und das Wesen zu finden und wahrnehmen zu können, das sich in allem was IST verbirgt. Das Element das uns verbindet wahrnehmen zu können, nach Innen zu lauschen, mich zu verbinden mit dem Raum im Hier und Jetzt. Schluss endlich ist es eine Reise zu mir selbst.
Vieles habe ich mir angeschaut und ausprobiert auf meinem Weg. Bibelkreise, Meditations- und Transformationsgruppen, Naturglauben und Neopaganisches…. Für mich und meine Entwicklung als Mensch war die Begegnung mit dem Kundalini Yoga bis jetzt eine der wertvollsten und tiefsten Erfahrungen (mit mir selbst). Fand ich doch dort ein Menschenbild, dass so viel tiefer und umfassender ist, als allein dieser Körper aus Fleisch und Knochen mit einem Hirn und etwas Bewusstsein. Hier ist nur der Ausgangspunkt für das komplette „Drumherum“ des menschlichen SEINS.
Natur als spirituelle Meisterin
Einige meiner Lehrer auf dem Weg sind eng verbunden mit dem Schamanismus aus den unterschiedlichen Regionen der Welt. Was sie alle gemeinsam haben ist die tiefe Verbundenheit mit der Natur.
Die Natur ist eine wundervolle Lehrmeisterin und es ist immer wieder ein Nach-Hause-Kommen im Wald, Gebirge, Steppen und unglaublichen Landschaften unterwegs zu sein und sich mit den Gegebenheiten zu verbinden. Mineralien, Pflanzen, Tiere, Insekten,.. und schluß endlich wir selbst sind untrennbarer Teil der Natur – auch wenn wir das ab und zu vergessen und uns mit unserem Ego darüber stellen (dafür bekommen wir stets die Quittung von Mutter Erde).
Ich finde für mich mittlerweile das Wirken mit Techniken aus dem Schamanismus auch in meinem urbanen Umfeld – ganz zeitgemäß ohne „Hirschknochen-Kette“ und Tierhaut (die natürlich ihre Berechtigung haben) … aber das sind ja alles wieder Äußerlichkeiten nicht wahr…!? 🙂
Spirituelle Wellness-Angebote
Dieser Weg ist nicht immer mit Rosenblättern bestreut. Dazu gehört dass Du eben auch deine Abgründe wahrnimmst und siehst, deinen ganzen inneren Mist und im Idealfall kannst du diesen Scheiss auch integrieren. Das kann unangenehm bis schmerzhaft sein, aber auch befreiend und heilsam . Mit fortschreitender Arbeit kannst du immer mehr über dich selbst lachen.
Also prüfe sorgfältig wenn die verbrähmt-dauergrinsende mantra-murmelnde HolyMasterPriesterin dir erklären will, wie du als guter spiritueller Mensch auf dem rechten Pfad zu wandeln hast, und welche abgehoben teuren Produkte du dafür kaufen musst. Dann lauf lieber schnell weiter…!
Sekten und spirituelle Wegelagerei
Wusstest du das der Begriff Sekte aus dem Katholizismus kommt und ursprüngslich alles bezeichnete, was eben nicht der katholischen Lehrmeinung entsprach? Grundsätzlich kostet es nichts spirituell zu sein.
Auf meinem Weg habe ich viel Lehrgeld bezahlt für ziemlich sinnlose Seminare im Rückblick. Das waren die Aktionen, wo du nach Hause kommst und dich nach dem Sinn des gerade erlebten Films fragst. Genau so habe ich auch Umgekehrt für wenig Einsatz unglaublich tiefgründiges und erhellendes erleben dürfen.
In unserer monetär geprägten Welt lebt niemand nur von Licht und Liebe, und so geht es nicht anders, dass auch Angebote im spirituellen Kontexten nicht umsonst sein können. Zur Vorsicht rate ich bei extrem teuren Seminaren, und Mitgliedschaften ohne die irgendwelche Dinge nicht möglich sind. Diese Zwänge etwas mitmachen zu müssen, um dazu zu gehören usw. Psycho-Druck … du weißt schon. Es gibt das auch ganze Kataloge dazu z B bei Sektenwatch. Eine gute Idee sich um zu sehen um wach zu bleiben und sich nicht einfach einlullen zu lassen.
Gibt es so etwas wie weibliche und männliche Spiritualität?
Der Begriff weibliche Spiritualität geistert mir in letzter Zeit häufig über den Ticker. Weil es ja auch heißt: „The future is female!“
Auch bei dem Topic bin ich der Meinung, daß es unter Männern und Frauen unterschiedliche Ausprägungen gibt, wie spiritualität praktiziert wird. Schließlich stecken wir in leicht unterschiedlichen Körpern mit unterschiedlicher Körperchemie.
Fakt ist, Frauen schenken neuen Erdenbürgern das Leben und sind so gesehen vielleicht etwas näher dran am Schöpfungsfunken. Denken wir einfach mal an die symbolischen Bedeutungen hinter der Geschichte mit dem Apfel (Fruchtbarkeit) und der Schlange (stelle eigene Forschungen an!) Das dies in der Vergangenheit zu Irritationen und letztendlich zu handfestem Vernichtungsfeldzug gegen die sogenannten „Hexen“ geführt hat. Kräuterweiblein, Hebammen, Heilkundige und Frauen mit Macht, Ansehen, Wissen und materiellen Gütern wurden einfach ausradiert, degradiert, gefoltert und ermordet. Tja, so haben die Jungs sich alles alte Wissen und somit die ganze Macht an sich gerissen, die Mädels blieben stumm und brav im Schatten der Männer. Da so oft glorifizierte Mittelalter war wohl für die aufrechte Frau keine gute Zeit. Aus dieser Zeit hat sich dann die ganze Bildungslandschaft, wie wir sie heute noch haben gebildet …. anderes Thema! Wir arbeiten dran. Wie schon gesagt: „The future is female“
Ich bin allerdings davon überzeugt, dass ein neues Matriarchat nicht die Lösung sein wird.
Viel mehr glaube ich an ein GEMEINSAM-EINS-SEIN. –wär das nicht sooo schön und an der Zeit !?! Wir BRAUCHEN was ganz neues!
Die Technikern des Kundalini Yogas haben mir komplett neue Welten erschlossen. Hinter jedem Raum öffnet sich ein neuer. Eine spannende Reise die nicht aufhört. Sat Nam.
Was bedeutet für Dich Spiritualität? Das interessiert mich und viele andere sehr!