Spirituelles Bypassing und andere Selbsttäuschung auf dem spirituellen Weg
Spiritualität: Ist es wirklich inneres Wachstum oder doch nur Eskapismus aus meiner Denke (über mich)? – Oder: Wie du dich mit spirituellem selbst verschwurbelst – oder dir eine Welt einredest, die es so möglicherweise doch nicht gibt. Kurz Aufgewacht und im Zauberwald stecken geblieben.

Was ist spirituelles Bypassing?
Ein Bypass ist eine Umgehung oder eine Überbrückung. Man nutzt den Bypass zB in der Medizin bei Gefässblockierungen/-verengungen und setzt von extern einen sog. „Stent“ der die (Fluss)Funktion [zB Blut/Urin] aufrecht erhält, und so den KREISlauf erhält.
Wenn wir bypassen, verweigern wir Realität, wir versuchen das unangenehme zu Überbrücken.
Wir Menschen haben eine Geschichte, wer viel meditiert und praktiziert, oder sein eigenes Baby beobachtet hat, weiß, daß wir als Mensch bereuts mit einer Geschichte auf die Welt kommen – wir sind eben keine weißen unbeschriebenen Blätter. Jeder Mensch wird individuell geboren. Vielleicht versteckt sich in unserem SEIN das ein oder andere „Trauma“ –nenn es gerne „Karma“ (die Wirkung einer Ursache), das es zu bewältigen gilt in diesem Leben. Manchmal sind diese Zustände in uns selbst so schmerzhaft, daß wir sie umgehen – ByPassen – um nicht aus der Bahn zu fliegen, oder in uns selbst zusammenbrechen. Manche Nuß, die wir hier herbringen auf die Erde, oder auch „frisch“ eingesammelt haben, ist zu hart um sie zu knacken. – Wir verstecken sie viel lieber und schauen nicht wieder hin, schleichen drumherum, ignorieren, übergehen, umschiffen …. unseren Schmerzpunkt.
Wer viel praktiziert und die süß-verzückten Seins-Zustände selbst erlebt hat, kann einfach nachvollziehen, wie verlockend es ist, dies dauerhaft für sich aufrecht erhalten zu wollen. Und so nutzt unser Verstand [Ego] einige Tricks, um dieses Wohlbefinden und das vermeintliche „bessererMenschGefühl“ (ich bin erwacht!) aufrecht erhalten zu können. Ich bin selbst in diese Fallen getappt und denke es gehört eventuell tatsächlich zur Entwicklung dazu. Der Trick ist, sich dann bei dem Schmu zu erwischen … bestenfalls bevor man damit schmerzhaft auf die Nase fällt.
Das spirituelle „Schahblah“
In spirituellen Kreisen verstecken wir uns gerne hinter all den schönen Kalendersprüchen, von unseren vermeintlichen Meistern und Lehrern, um unseren eigenen stinkenden Mist nicht riechen zu müssen. Worte die gut klingen, aber eigentlich nur Pflaster sind, um den Müll darunter zu verstecken. Wer kennt sie nicht, diese Zitate und Phrasen, die wir uns selbst zurechtlegen, auch wenn die kleine, feine Stimme dir sagt: „es läuft auch da noch nicht rund!“
Grinse-Katze-Spiritualität
Kennst du die ewig säuselnden Grinsekatzen, denen die Verzückung ins Gesicht betoniert ist. Ich habe dieses Grinsen bei Christen gesehen, bei Moslems, bei Yogis, bei Hexen und kosmisch Transformierten – auch bei ziemlich allen anderen. Ja, Erkenntnis ist wunderbar. „Gott sehen“ ist das unglaublichste was es gibt. Aber wenn du dich in den Fanatismus stürzt und andere nur noch mitleidig besäuselst (ob Ihrer Unerleuchtetheit) oder insgeheim gar abwertest, um nicht selbst vom Podest steigen zu müssen, wird es Zeit mal zu schauen … bei dir selbst. Das Gegenmodell dazu gibt es auch. Den Thron absägen, koste es was es wolle. Toxische Spiri-Sachen.
Ich bin eins – Weil 1 und 1 ist 11 – bin ich das WIRKLICH?
Das funktioniert in den spirituellen Kreisen auch wunderbar mit ganzen Gruppen. Wenn zB der Meister öffentlich mit hässlichen Verfehlungen in Ungnade fällt, oder gar mit einer dreisten Lügen-Show an Selbstdarstellung auffliegt. Dann lassen wir zur Erhaltung unserer Überzeugungen gerne das „Übel“ vorbei ziehen und reden es -uns selbst- klein. Nestbeschmutzer, die im Prinzip nur die gegebenen Fakten aussprechen, werden mit „Du bist noch nicht soweit.“ oder „Arbeite an dir“ mundtot gemacht.
Wir machen uns gerne die Welt, wie sie uns gefällt. (Sehr interessant dazu der Dunning/Kruger Effekt – Ein Heer von „Schein-Experten“ sehen wir bei jedem Großereignis – während WM sind viele besser als der Bundestrainer und bei Seuchen können viele Chef-Virologe … 😜
Ich habe den „Guru-Fall“ nun in zwei Fällen mit erlebt – in sich leicht unterscheidenden Szenarien. Wenn der Guru im Goldrahmen auf den Nachttisch wackelt… Es ist wahrlich nicht leicht, den (wahrscheinlich) überidealisierten Guru (und dessen Lehren gleich mit) fallen zu sehen. Noch schlimmer fühlt sich der Zerriss in den „sozialen“ Netzwerken an. Sowohl Online als auch Offline. Das übereinander herfallen -völlig frei von gegenseitiger Empathie- die doch gerne so hoch gehalten wird in diesen Kreisen hat mich rückblickend mehr geschüttelt, als die Verfehlungen des großen Meisters.
… Nun ja. – Schwamm drüber, wir sind alle emotionale Wesen …
– Entwickelst du dich oder Bypasst du??
Es ist gut, sich stets zu hinterfragen!
Machst du echte Entwicklungen? …- oder redest du dir schön etwas ein, was beim ersten Gegenwind auseinanderfällt?
Wenn du denkst du hast Entwicklung gemacht, -> WAS hat sich WIRKLICH verändert??
Beruht DEINE Entwicklung darauf, dass du unerledigtes im Regen stehen lässt und nur noch angenehmes um dich herum versammelst, (das dein Ego streichelt)?
Wie vieles fühlt sich in der Tiefe als Rechtfertigung an -> wenn du gaaaanz, gaaaaanz EHRLICH mit dir ins Gericht gehst??
Selbstreflexion ist dein „Erstes Gebot“ !
Was dich nicht umbringt, mutiert und kommt zurück. Auch das ist dein Karma.
Ein Lehrer fragte mich als ich am Jammern war: „Sag mal, glaubst du, du bist was besonderes? (Autsch!) – Mach deine Fehler so viel und so schnell du kannst.“ Wir lernen durch hinfallen und wieder aufstehen das aufrechte Laufen. …und alles andere ebenso.
Die Welt verändert sich durch unser TUN. Spirituell sein bedeutet nicht tiefenentspannt und grinsend mit verklärtem Blick und säuselnder Stimme durch die Welt zu gehen. Es ist Arbeit: an sich selbst und eben auch an den Umständen, die ich mir so schaffe … und manchmal ist es die Hölle, wenn man unbequeme Wahrheiten über sich selbst herausfindet und damit klar kommen soll.
Ein weiser Mann sagte zu mir nach einer unglaublichen Irrfahrt durch Mitteleuropa: „Der Weg zu Gott ist hart“ 🙂 – nicht immer, aber manchmal schon – und vorallem DANN lernen wir! Nicht bei Lobhudeleien, nicht bei schnörkeligen Wohlfühlkursen, und schon gar nichts passiert durch Nicht-Tun.
Eine Zeit lang beneidete ich die Höhlen-Yogis, ob ihrer Konsequenz des Verzichts auf Menschen. Heute weiß ich, ohne die Menschen, die mich spiegeln, die mich konfrontieren wäre ich noch immer nicht weiter. Also gehe ich raus und lerne… weiter und weiter, denn das ist Leben und Potentialentfaltung. Wie soll ich mich denn sonst auch kennenlernen?!?
Sat Nam.